Der Erleuchtete wird von einem
Haufen Vogerln auf einem riesigen Polster herein getragen. Er ist ein
Hasendrache aus pinkem Plüsch. Vielleicht sieht er auch ein wenig
wie ein Schwein aus. Er hockte an einem kitschigen Altar, eine
Spieluhr, auf der Ikonen und Buddahstatuen tanzen, sind durch ein
schlauchartiges Ding mit ihm Verbunden, das an eine Nabelschnur
erinnert. Diese können sich in Bewegung setzen. Ähnlich einer
chinesischen Drachenmaske besitzt der Erleuchtete ein breites Maul
mit roten Zähnen und hat große blaue Augen. Der Raum ist in einen
meditativen Zustand gehüllt, alles hell und sehr weich, auch wenn
der Schrein ein wenig an einen der großen Glaskästen einer biederen
Großmutter erinnert.
Erleuchteter
Plüschhase: Ich
bin der erleuchtete Hase.
Ich fresse alle Strahlenkater.
Auch deinen.
Schau.
Aber du: Schneeprinzessin.
Du bist trotzdem traurig.
Schneeprinzessin:
Ja.
Alle reden in Rätseln.
Meine Mutter ist böse.
Die Sphinx ist zu klug um zu sprechen.
Ich bin echt am Ende.
Erleuchteter
Plüschhase: Erkenne,
dass du eine Puppe bist.
Eine Maschine.
Wie ich.
Wie Ossas Bildschirm Gesicht.
Auch deine Traurigkeit ist eine Maschine.
Sie rennt und sie rennt.
Und wenn du nicht aufpasst, dann rennt sie noch weiter
wenn die Welt dich selbst schon
gar nicht mehr kennt.
Ehrlich.
Schneeprinzessin:
Das
klingt gefährlich.
Aber wer macht das.
Erleuchteter
Plüschhase: Ach,
nur das Ich.
Schneeprinzessin:
Und
wie?
Erleuchteter
Plüschhase: Es
denkt sich die Traurigkeit,
weil es nicht fühlen kann.
Schneeprinzessin:
Und
wenn es sie fühlt?
Erleuchteter
Plüschhase: Dann
geht es zu Grunde.
Nichts weiter.
Schneeprinzessin:
Aber
wer will denn das.
Erleuchteter
Plüschhase: Niemand.
Schneeprinzessin:
Also
darum muss ich Niemand werden?
Erleuchteter
Plüschhase: Nein.
Ja. Egal. Aber vorher gilt es noch, die Schichten abzuschütteln.
Kennst du die Puppen in der Puppe?
Schneeprinzessin:
Ja.
Die hab ich auch.
Also: Gehabt.
Erleuchteter
Plüschhase: Also
dann pass auf: Denn jetzt beginnt der Tanz.
Ein Industrial- Beat setzt ein; der Plüschhase
beginnt, zu tanzen und zu singen.
Es
gibt einen Weg, aber keinen, der ihn gehen kann.
Es
gibt Flügel, aber keinen, der fliegt.
Es
gibt ein Echo, aber keinen, der singt.
Es
gibt Ohren, aber keinen, der hört.
Es
gibt eine Sprache, aber nichts, was sie sagen kann.
Es
gibt eine Sonne, aber niemanden, der scheint.
Es
gibt ein Scheinen, aber keines, an das sich glauben ließe.
Es
gibt eine Liebe, aber keine, die Spuren hinterlässt.
Es
gibt eine Hand, aber keinen, der sie ausstreckt.
Es
gibt eine Angst, aber keinen, der sie fühlen kann.
Es
gibt Gedanken, aber keinen, der sie denkt.
Es
gibt einen Tod, aber keinen, der ihn sterben kann.
Und
einen Schatten, aber keinen, der mit ihm fliegt.
Song Ende.
Schneeprinzessin:
Was
heißt das? Du machst mich wütend.
Redest in Rätseln.
Das ist gemein.
Aber man kann dich nirgendwohin wegstoßen, weil du
überall bist.
Ehrlich. Das ist ein fieser Trick.
Erleuchteter
Plüschhase: Ich
bin Niemand und alles.
Egal.
Und in diesem allen auch Ossa.
Schau.
Indische Tanzmusik ertönt. Der Plüschhase beginnt,
sexy zu shaken. Er singt.
Die Puppe rollt mit dem Köpfchen gegen die Wand.
Autsch. Und diese Erschütterung im Unterleib. Da bricht sie doch
glatt in der Mitte auseinander, und einmal zwei ist zwei. Stimmt aber
in dem Fall nicht, weil die Puppe ein Ei legt. Was auch nicht wahr
ist, nein. Ich meine: Aus der Puppe kommt was raus, das sich selbst
gebiert. So ist es nämlich mit den Kindern, die gebrochene Mütter
haben: Sie müssen sich alleine zur Welt bringen, leider. Also, aus
der Puppe schält sich etwas raus, das sich- raten Sie mal- als Puppe
entpuppt. Ehrlich. Also wer da nicht kichern muss. Es ist nämlich
das Gesetz des Zerbrechens, dass das, was sich teilen muss, nicht
weniger wird sondern mehr. Sie verstehen? Mit der Liebe zumindest ist
das so. Oder? Also.
Die Schneeprinzessin rollt herum, bricht auseinander
und die Queen of the Biomacht erscheint.
Schneeprinzessin: Mama.
Die Queen rollt weiter.
Erleuchteter
Plüschhase: Jedenfalls
hat auch diese Puppe nicht viel Zeit, denn das Leben ist flutschig
und der Boden glatt. Also kullert sie. Die Puppe. Rollt mit dem
Köpfchen gegen die Wand. Und diese Erschütterung im Unterleib. Da
bricht sie doch glatt in der Mitte auseinander, und einmal zwei ist
zwei. Stimmt aber in dem Fall nicht, weil die Puppe ein Ei legt. Was
auch nicht wahr ist, nein. Ich meine: Aus der Puppe kommt was raus,
das sich selbst gebiert. So ist es nämlich mit den Kindern, die
gebrochene Mütter haben: Sie müssen sich alleine zur Welt bringen,
leider. Also, aus der Puppe schält sich etwas raus, das sich- raten
Sie mal- als Puppe entpuppt. Ehrlich. Also wer da nicht kichern muss.
Es ist nämlich das Gesetz des Zerbrechens, dass das, was sich teilt,
nicht halb wird sondern mehr. Sie verstehen? Mit der Liebe jedenfalls
ist das so. Oder? Also. Jedenfalls hat auch diese Puppe nicht viel
Zeit, denn das Leben ist flutschig und der Boden glatt. Also kullert
sie. Die Puppe. Rollt mit dem Köpfchen gegen die Wand.
Wieder rollt die Schneeprinzessin umher und
zerbricht. Ossa steht auf einmal vor ihr. Die Musik stoppt ab.
Schneeprinzessin:
Ich
bin Ossa in mir.
Und ich bin die verschwundene Ossa.
Ich bin der leere Bildschirm und ich bin die Bindehaut
zwischen den Dingen.
Die Zeit zerkaut mich.
Au.
Ossa zerbirst in Scherben. Schneeprinzessin leidet.
AU!
Das tut weh.
Das ist tröstlich.
Das fühlen.
Sie ist weg, Ossa.
Weg. Und auf immer.
Und in mir.
Und nein: Und nirgendwo.
Und Niemand.
Kurze Pause. Sie fängt sich. Der erleuchtete
Plüschhase sitzt in Yoga- Position in einer Ecke und lächelt.
Ich bin Niemand.
Endlich bin ich Niemand.
Sternenchor stimmt ein.
Sternenchor
und Sternenprinzessin:
Ich sing, ich sing, kein Echo.
Ich flieg, ich flieg, kein
Schatten.
Ich geh im Sand, seh meine Spuren
nicht mehr.
Ich schrei und der Schrei schießt
zurück in den Rachenraum, ehrlich.
Ich schau, ich schau, kein Bild
mehr.
Ich beiß, ich beiß, kein
Fleisch.
Ich dreh mich und hab keine Mitte.
Ich beweg mich und bin starr wie
Stein.
Ich schrei, ich schrei, kein
Schrei.
Ich atme, der Nabel, der Bauch,
nichts hebt oder senkt sich mehr, ehrlich.
Ich flieg, ich flieg, kein
Schatten.
Ich steh, ich steh, kein Abdruck.
Ich geh im Sand, seh meine Spuren
nicht mehr.
Ich rinne aus an die Landschaft im
Innern.
Ich renne, ich renne, kein
Luftzug.
Ich brenne, ich brenne, kein
Feuer.
Ich fliege, kein Schatten.
Ich singe, kein Echo.
Ich sehe, kein Bild.
Ich sprech, keine Worte,
Bedeutungen, ehrlich.
Ich wein, keine Tränen-
Ich
lach ohne Falten und bin
jetzt im Andern da ist nur ein wir.
Und wir lieben uns.
Ehrlich.
Ehrlich.
Sternenprinzessin
(alleine): Und
ich, ich bin alle. Und Niemand.
Schneeprinzessins Bauch beginnt
auf einmal sehr rasch zu wachsen.
Niemand
kriegt ein Kind von Ossa.
Wulian:
Bist
du sicher, es ist nicht von Teddymacho.
Schneeprinzessin:
Egal.
Es ist doch von Niemand.
Was kümmert einen der Rest.
12.
Szene
Queen
of the Biomacht: Dein
Blick der nie abweicht. Dein Körper der Herzens Klang. Wie er in
mich hinein lappt. Aus dem Hinter Halt die Augen als Zelt aufklappt.
Take me, fick mich, trag mich aus. Queen of the Biomacht.
Dein
Blick der mir wieder den Riss beibringt und das Glück. Atem im Atem,
eingeflochten in Körper Systeme sein wollen, weil du darin vor
kommst: I am your boygirl, milk bitch, dein Säuglings Fick.
Du
wirst mich nieanders lieben als mit Augen, wetten. Mein Körper tanzt
alleine, meine Lust ist nichts als ein Daten Strom: Emails, Postings,
dich von Papier Drachen schreiben lassen, Fick ohne Leib. Sagen wir:
Vorstellung Fick. Spielen Verstecken hinter binären Codes: Du
kriegst mich ich dich nicht. Queen of the Biomacht.
Deep
Sweetheart. Von Blicken inspiriert. Der Fick nur als
Möglichkeitsform, der Wimpern Schlag ein Orgasmus, die Lider Leiber.
Traun sich nicht. (Traum). Sehn sich nur in der Dunkelheit an, wenn
die Lichter der Kino Leinwände auf den Gesichts Zügen schimmern:
Liebe aus dem Hinterhalt. Immer schon verloren, ausgemalt,
versponnen. Schlag die Beine auf den Ledersesseln übereinander, dreh
dich zu mir, i am a bitch, aber nur in der Dunkelheit. Als könnte
man Scham sehen. Na egal. Wär ich gern deine Sehnsucht. Lieber noch:
Ichrest mit Flügelchen, so zertrümmert im guten alten Du. Queen of
the Biomacht
Wenn
nur im Chatprofil zu sehen ist, dass du online bist: Einzige
Liebesmöglichkeit, einzige feuchte Freude. Queen of the Biomacht.
Meine Tochter war Niemand?
Brennt sie nieder.
Alle.
Die Bohnen, die Rapper.
Feuerschwammerl hoch zehn.